Zu Freiheit, Wahlfreiheit, Staat & Menschsein die 100% perfekt passenden Worte von Stefan Hiene (https://t.me/stefanhiene/2466):
"Eine echte Wahl ist es erst dann, wenn du wählen kannst, nicht zu wählen."
Die meisten denken jetzt: "Das ist doch der Fall. Du kannst ja wählen, nicht zu wählen." Das stimmt aber nicht ganz. Du kannst zwar wählen, nicht zu wählen, du musst dich dann aber trotzdem den Ergebnissen der Wahl und den Gesetzen, die daraus resultieren, unterwerfen. Eine echte Wahl ist es erst dann, wenn du wählst, nicht zu wählen und auch von den Ergebnissen dieser Wahl dann nicht betroffen bist. Das bedeutet, wir haben keine echten und freien Wahlen. Es ist ein Zwangssystem, aus dem du erst einmal scheinbar nicht herauskommst. Eine echte Wahl müsste übrigens auch beinhalten, beide oder alle zu wählen. Nach dem Motto: "Willst du Popcorn oder Chips?" "Ja, will ich." "Ja, was denn nun? Popcorn oder Chips?" "Beides."
Adorno hat das mal folgendermaßen ausgedrückt: "Freiheit wäre, nicht zwischen schwarz und weiß zu wählen, sondern aus solcher vorgeschriebenen Wahl herauszutreten." Also die Wahl, sich nicht zu beteiligen. Und zwar weder an der Wahl selbst noch an dem Ergebnis der Wahl. Wenn du nicht wählst, hast du mit dem Ergebnis der Wahl nichts zu tun. Wenn du ins Kino gehst und alle wählen zwischen Popcorn und Chips und entscheiden sich dann, kaufen das eine oder das andere oder beides, dann kannst du trotzdem nicht wählen und nichts kaufen und anschließend zwingt dich niemand, seine Popcorn oder seine Chips zu essen.
Die seltsame Frage, die sich die meisten Menschen dann stellen, ist: "Aber Stefan, wie funktioniert denn dann unser Zusammenleben?" Diese Frage ist für mich doppelt erstaunlich, denn als Allererstes stellt sich die Frage: Ja, funktioniert es denn momentan so richtig gut? Und dann stellt sich die zweite Frage: Warum funktioniert es denn überhaupt? Liegt es daran, weil es so viele Gesetze gibt? Das würde ja bedeuten, dass Menschen alle Gesetze auswendig können müssten. Da stimmt doch was nicht. Könnte es sein, dass es gar nicht an den Regelungen, Vorschriften und Gesetzen liegt, dass wir halbwegs vernünftig zusammenleben? Und kann es sein, dass es vielleicht daran liegt, dass wir einfach keine Arschlöcher sein wollen?
Manchmal argumentieren Menschen mit der abschreckenden Wirkung von Strafe. Diesen Effekt kannst du dir in den USA gut anschauen. Da sitzen 2,2 Millionen Menschen im Gefängnis. Da gibt es unter anderem die Todesstrafe in bestimmten Bundesstaaten auf bestimmte Verbrechen. Und diese Verbrechen werden trotzdem begangen. Es muss also andere Gründe für eine sogenannte zivilisierte Gesellschaft geben.
Jeder Mensch in seiner Kraft möchte nichts Schlechtes für den anderen. Das muss gar nicht so weit gehen, dass er das Beste für alle will. Du musst nicht alle mögen und du musst auch nicht jedem das Beste wünschen. Es genügt, wenn du ihnen nicht schaden willst. Ich will niemandem schaden. Ich möchte zwischendurch fluchen dürfen, ich möchte schimpfen und ich schimpfe auch. Aber ich wünsche niemandem etwas Schlechtes, vor allem aber tue ich niemandem etwas Schlechtes. Und damit ist nicht gemeint, dass ich jedem alles recht mache. Es geht nur darum, anderen nicht absichtlich zu schaden.
Dieser Antrieb ist die Grundlage einer zivilisierten Gesellschaft und dieser Antrieb existiert mit und ohne Gesetze, mit und ohne Staat. Er existiert auch unabhängig von deinem Glauben und unabhängig von deiner Hautfarbe. Und dieser Antrieb nimmt ab, wenn sich Menschen benachteiligt und unfair behandelt fühlen. Wenn sie verzweifelt sind und wenn sie ein gewalttätiges Umfeld in ihrer Familie hatten.
Dazu gab es ein unfassbar berührendes Experiment in einem amerikanischen Gefängnis. Es heißt "Step Inside the Circle". Und da hat die Fritzi, heißt die, glaube ich, Punkte vorgelesen, was man in seiner Kindheit erlebt haben könnte. Und immer, wenn man zustimmen konnte, sollte man einen Schritt weiter in den Kreis hineintreten. Also die haben einen Kreis geformt und es waren bestimmt 100, 150 Gefangene. Und am Schluss standen fast alle innen, in der Mitte. Und sie hat so Dinge vorgelesen wie: Gewalt in der Familie, geschlagen worden, Drogenmissbrauch. Alles, was man sich an negativen Erfahrungen in der Kindheit so vorstellen kann.
Und diese Erfahrungen hatten eben überhaupt nichts damit zu tun, ob es ein Gesetz gibt, das es erlaubt zu tun, was sie machen, oder das es verbietet, was sie machen. Da geht es auch nicht darum, dass den Kindern eine Moralpredigt gefehlt hat. Sie hatten einfach nur keine Stabilität in ihrer Kindheit. Strengere und schärfere Gesetze interessieren diese Menschen überhaupt nicht. Und es macht für sie auch keinen Unterschied, wer gerade regiert. Eine Wahl sorgt also nicht dafür, ob eine zivilisierte Gemeinschaft möglich ist.
Den meisten Anhängern einer Wahl liegt ein sehr seltsames Menschenbild zugrunde. Sie glauben, Menschen müssen regiert, sprich dominiert werden, weil der Mensch an sich schlecht ist. Das ist eine der größten, wenn nicht sogar die größte Lüge über uns selbst. Es stimmt, unter schlechten Umständen werden wir schlechte Menschen. Aber bei den meisten genügen bereits normale Umstände und sie werden sehr, sehr gute Menschen. Sie wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden. Das heißt, sie wollen zu nichts gezwungen werden.
Angebote kann man ja machen. Man kann sogar verführerische Angebote machen. Das nennt man dann Marketing. Aber sobald ein Mensch das Spiel durchschaut hat und keine Lust mehr hat zu buchen, dann muss man ihn auch in Ruhe lassen. Man muss seine Nichtwahl akzeptieren. Und jeder gesunde Mensch würde das auch machen. Jeder in sich selbst verankerte Mensch kann das auch vollkommen akzeptieren. Er muss dazu keinen Streit vom Zaun brechen und die Wahl oder die Nichtwahl anderer Menschen beschimpfen. Es steht ihm ja auch frei, noch einmal nachzufragen: "Bist du dir sicher? Willst du wirklich nicht? Ich hätte da immer noch ein tolles Angebot für dich." Und der sagt halt wieder: "Nein danke." Diese Freiheit muss er haben.
Für mich dürfte der Staat maximal so sein wie die Zeugen Jehovas. Die dürften durch die Straßen laufen, die dürften an jeder Haustüre klingeln und die dürften versuchen, dir etwas zu verkaufen, dir etwas anzudrehen, mit dir über den Staat sprechen, dich davon überzeugen, dass du Steuern zahlen solltest, damit Straßen für dich gebaut werden. Und die dürfen einmal in der Woche bei dir vorbeischauen und klingeln und du kannst ja dann sagen: "Nein danke, ich glaube nicht an Straßen." Oder auch: "Nein danke, ich möchte mich nicht daran beteiligen. Danke für diesen Spendenaufruf. Ich bin nicht dabei." Und falls du ablehnst, dürften sie dir nicht drohen. Genau wie dir die Zeugen Jehovas auch nicht drohen dürfen. Sie müssten deine Entscheidung, deine Wahl akzeptieren.
Geistig gesunde Menschen in einer geistig gesunden Gemeinschaft schaffen es viel besser als Verwaltungsbehörden, Wassertanks und Hydranten zur Verfügung zu stellen. Das hätte in einer Gemeinde, die sich selbst verwaltet, mit Garantie besser funktioniert. Und obwohl der Staat und die Regierung immer wieder Beispiele liefern, wie sehr sie versagen, sind die meisten Menschen immer noch überzeugt davon, dass es ohne sie nicht geht. Dabei gibt es gar kein 'ohne sie', denn das sind ja alles Menschen. Und Menschen können sich absprechen, Menschen können interagieren. Dafür brauchen wir keinen Staat und keine Gesetze und keine Wahlen.
Wir können immer wieder in jedem Moment neu wählen. Und wir können auch wählen, nicht zu wählen.
Dr. Marc Jongen enthüllte im EU-Parlament, dass selbst Abgeordnete beim Aufrufen kritischer Nachrichtenportale blockiert werden.
Zu diesem Audio-File folgt gleich eine Sendung.
(Es geht weniger um den Inhalt als darum, wie er entstanden ist.)